Umweltgenehmigung für den Brüsseler Flughafen löst gemischte Reaktionen aus
Am Freitagmorgen gab die flämische Umweltministerin Zuhal Demir bekannt, dass sie eine neue Umweltgenehmigung für den Brüsseler Flughafen erteilt hat. Laut Demir stellt die Genehmigung einen Ausgleich zwischen allen Interessen dar. Nach den Reaktionen zu urteilen, scheinen jedoch nicht alle mit dieser Einschätzung einverstanden zu sein.
Die Genehmigung garantiere "das Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen Interessen des Flughafens und der Lebensqualität in der Umgebung", sagte Demir am Freitag. Nachtflüge werden demnach nicht verboten, aber der Lärmbelästigung der Anwohner wurde Rechnung getragen, die Zahl der Flüge pro Jahr wird bis 2032 auf 240.000 begrenzt.
Unzufriedene Bürgermeister
Die Bürgermeister der Städte in der Nähe von Zaventem sind unglücklich darüber, dass die Nachtflüge nicht generell verboten werden sollen. "Der Flughafenbetreiber und die Wirtschaft sind die großen Gewinner, die Lebensqualität und die Gesundheit der Bürger sind die Verlierer", äußerte sich Walter Vansteenkiste, Bürgermeister von Wemmel. Benoît Cerexhe, Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Woluwe-Saint-Pierre, sagte, er werde "alle rechtlichen Mittel" einsetzen, um die Genehmigung zu verhindern.
Der Flughafen Brüssel selbst ist der Ansicht, dass die Genehmigung zu viele Einschränkungen für den Flugbetrieb mit sich bringt. "Die Beschränkung der Anzahl der Flugbewegungen (...) beeinträchtigt die Zukunft des gesamten Ökosystems des Flughafens", gab der Flughafen Brüssel in einer Erklärung bekannt. Diese Beschränkungen könnten die 64.000 direkt und indirekt Beschäftigten stark beeinträchtigen, ist auch in dem Papier zu lesen.
"Der Flughafenbetreiber und die Wirtschaft sind die großen Gewinner, die Lebensqualität und die Gesundheit der Bürger sind die Verlierer"
Die Flughafengewerkschaften reagierten mit gemischten Gefühlen auf die Genehmigung. Die sozialistische Gewerkschaft BTB-ABVV ist zufrieden, dass es kein allgemeines Nachtflugverbot geben wird. "Zahlreiche Unternehmen in Flandern, Brüssel und der Wallonie brauchen sie, um ihre Aktivitäten in der Zukunft zu sichern und auszubauen". ACV Transcom äußerte sich ebenfalls positiv, warnte jedoch, dass die Beschränkungen "unbestreitbare Auswirkungen auf die Beschäftigung und das Wirtschaftswachstum in der Region und in unserem Land" haben würden.
Gespaltene Politik
Auch die Politik ist gespalten. Mieke Schauvliege von der belgischen Umweltpartei Groen kritisierte Demir dafür, dass sie "die Gesundheit der lokalen Bevölkerung opfert, mit all den Risiken und Kosten, die das mit sich bringt". Der Vorsitzende von Open VLD, Tom Ongena, schließt sich hingegen der Meinung von Brussels Airport an. "Zaventem ist nach dem Hafen von Antwerpen der größte Wirtschaftspol unseres Landes. Es ist unverständlich, dass die Ministerin ihn aufs Spiel setzt", schrieb der liberale Politiker auf X.
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